Danke liebes nasses Osterwetter – du hast uns einen wunderbar wilden Waldstreifzug ermöglicht, unsere Küche mit den ersten Wildkräutern bereichert und uns zum Experimentieren inspiriert.
Weil uns das Wetter heute viel zu unsicher schien, um voller Elan den Rucksack zu packen und in den Zug nach Süden zu steigen, taten wir etwas, was wir schon ganz lange nicht mehr getan haben: auschlafen! Dann: zum ausgedehnten Osterfrühstück die Staumeldung im Radio hören und uns darüber freuen, dass wir bloss bunt bemalte Eier tütschen. Ein bisschen in den neusten Zeitschriften blättern und dann, wirklich erst dann, als es uns ganz und gar danach ist, schlüpfen wir in die Waldhosen, steigen in die Wanderschuhe und ziehen los. Wir wollen gucken, was sich da in unserem Wald so tut und was sich da schon ernten lässt. Schliesslich haben wir in drei Wochen unseren Wildpflanzentag mit Gästen. Und siehe da: aus dem Schnee beim Bach im Tobel gucken uns Bärlauchblätter entgegen. Ehrlich gesagt, wir hatten sie schon vor einer Woche das erste Mal gesehen, aber jetzt nehmen wir einige von ihnen mit. Und – lehrreich – entdecken in unmittelbarer Nähe jungen Aaronstab, den man in der Eile schon mit unserem Bärenfreund verwechseln könnte. Genau darum sammeln wir Wildpflanzen mit Kopf und Herz bei der Sache und Blatt für Blatt. Von Hand, nicht mit der Schere. Der Aaronstab bleibt stehen. Später finden wir an einem schattigen Südwestabhang ein weiteres Feld. Auch Scharbockskraut, Griersch und Löwenzähnchen begleiten uns auf unserem Querfeldeingang.
Am Himmel tanzen die Milane mit den Schneeflocken um die Wette. Unsere Schuhe sind herrlich dreckverklebt. Am Waldrand stehen junge Herbstzeitlose. Falsche Freunde für den Bärlauchsammler? Nein! Tolle Freunde, die sich genau jetzt offenbaren, wo ihre hellgrünen jungen Blätter wirklich denen des Bärlauchs gleichen. Sie geben uns die Chance, beide Pflanzen genau miteinander zu vergleichen. Guck, die eine hat eine weisse Mittelrippe durch das ganze Blatt hindurch. Ja, und schau, hinten ist die eine matt und die andere glänzt. Und jetzt schau ganz genau, wie sie aus dem Boden wächst. Eigentlich, so gesehen, kann man die ja gar nicht wirklich verwechseln, oder?
In der Schlossschenke gönnen wir uns einen Tee. Und eine Suppe zu zweit – denn statt Portmonnaie, Handy und Hausschlüssel habe ich nur gerade zwei Zehnernoten in den Hosensack gesteckt. Aber wir haben die Rechnung ohne Wirtin gemacht: sie zaubert uns trotzdem ein liebevolles 3-Gangmenü auf den Tisch: zur Vorspeise ein Amusebouche, zur Hauptspeise eine Karottensuppe mit zwei Löffeln und zum Abschluss zwei Amaretti – danke, das war wunderschön, hat toll geschmeckt und war die perfekte Werbung für euer Lokal! Wir kommen bestimmt bald mit vollem Geldbeutel wieder!
Und jetzt sitze ich hier an meinem Schreibtisch und beschrifte: das Glas mit dem feinen Bärlauchpesto, den Streuer mit dem Kräutersalz und den mit dem Lavendelzucker. Nein, Lavendel haben wir nicht gesammelt, aber die Chlütterei in der Küche mit den selbstgesammelten Grünlingen hat mich inspiriert, einwenig zu experimentieren. Zum Abendessen gab es Champignon mit Bärlauch-Käsefüllung, dazu Bratkartoffeln und Spinat. Ich fühle mich lebendig, genährt und verbunden. Und habe für heute genug von Bärlauch. Aber da stehen ja noch die Erd- und Himbeeren mit einer Prise Parfümzucker 🙂
Rezept Bärlauchpesto (frei nach chefkoch.de):
20-30 Bärlauchblätter kleinschneiden und mit 1 dl Olivenöl übergiessen.
50 gr geriebenen Schafkäse oder Parmesan und 50 gr angeröstete gemahlene Mandeln dazugeben.
Etwas Zitronensaft, Salz und Pfeffer dazu.
Mit dem Stabmixer pürieren, abfüllen, beschriften.
Reicht für ca. 1 Joghurtglas in Tonigrösse